PANTHER auf Abwegen.
Flughafenlöschfahrzeuge im Einsatz bei Industrie- und kommunalen Feuerwehren.
Nicht übers Flughafengelände, sondern durch ein südkoreanisches Kernkraftwerk jagt seit Ende 2020 ein Rosenbauer PANTHER. Es ist nicht das einzige Fahrzeug dieser Baureihe, das nicht von einer Flughafenfeuerwehr betrieben wird. Industrieunternehmen in Australien, in den Vereinigten Staaten oder in Deutschland nutzen den PANTHER ebenfalls als Löschfahrzeug der besonderen Art, in Südkorea und Abu Dhabi verwenden ihn die Feuerwehren sogar im kommunalen Einsatz. Ein Lokalaugenschein dreier außergewöhnlicher Einsatzorte.
Einsatz in der Industrie
An der Ostküste von Südkorea betreibt die Korea Hydro & Nuclear Power Corp. das Kernkraftwerk Wolsong – und die Werkfeuerwehr einen PANTHER 6x6 HRET (High Reach Extendable Turret). Neben seiner Schnelligkeit (120 km/h Spitze) und der großen Löschmittelmenge, die er transportieren kann (bis zu 14.000 l), ist es vor allem die hohe Löschleistung in Verbindung mit dem Löscharm STINGER, die den PANTHER 6x6 für Industriebetriebe interessant macht: 9.000 l Löschmittel können über Front- und HRET-Werfer in einer Minute ausgebracht werden. 90 m weit kann das Löschwasser geworfen und somit aus großen Entfernung zum brennenden Objekt operiert werden. Und auch aus erhöhter Position (16,5 m bzw. 20,0 m) kann die Brandbekämpfung durchgeführt werden.
Löscharm mit Spezialwerkzeug
Ein wichtiges Feature im industriellen Einsatz eines PANTHER ist sein Piercing Tool, eine hydraulisch angetriebene Durchstichlanze, die neben dem Werfer auf der STINGER-Spitze sitzt. Mit diesem Spezialwerkzeug kann die Feuerwehr eine Gebäudehülle (z.B. eine Hallen- oder Containerwand) durchstoßen und von außen Wasser einbringen, ohne die Einsatzkräfte in den Innenangriff schicken zu müssen. Werfer und Löschlanze sind mit Farb- und Infrarot-Kamera ausgestattet und die gesamte Löschtechnik des Fahrzeuges lässt sich fernsteuern, sodass die Brandbekämpfung mit hoher Präzision und großem Sicherheitsabstand zum Gefahrenherd erfolgen kann. Außerdem ist der PANTHER im Kraftwerk Wolsong mit einer Reifendruckregelanlage ausgestattet, um seine Fahrfunktion unter allen Umständen aufrecht zu erhalten.
Löschen mit Hochleistungsschaum
Der PANTHER im Kernkraftwerk ist aber die absolute Ausnahme. Viel öfter findet man das Fahrzeug in der Erdölindustrie und da zum Beispiel in Raffinerien wie der deutschen PCK Schwedt, die Berlin und Brandenburg mit Benzin, Kerosin, Diesel und Heizöl versorgt. Die Werkfeuerwehr hat seit Mitte 2021 einen PANTHER 6x6 HRET im Einsatz, der zusätzlich zur normalen Löschtechnik ein System zur Erzeugung von Druckluftschaum an Bord hat.
Druckluftschaum hat eine viel homogenere Struktur als herkömmlich produzierter Löschschaum, haftet besser am Brandgut und bringt mehr Wasser zum Verdampfen, wodurch der Brandherd maximal gekühlt wird. Der Hochleistungsschaum weist auch einen deutlich höheren Energiegehalt auf, dringt dadurch tiefer in das Brandgut ein und erlaubt große Wurfweiten und -höhen (Sicherheitsabstand!). Außerdem bildet er eine Trennschicht zwischen Brandgut und Sauerstoff, was die Rückbrandsicherheit erhöht. Dabei kommt in der Raffinerie Schwedt ausschließlich fluorfreies Schaumlöschmittel zum Einsatz.
Einsatz in der Stadt
Die Abu Dhabi Civil Defence, zuständig für das Emirat Abu Dhabi und die gleichnamige Hauptstadt, hat ebenfalls einen PANTHER in den Reihen ihrer Fahrzeugflotte. Es handelt sich dabei um einen PANTHER 6x6 S, der aufgrund seiner Breite von 2,5 m ohne Sonderzulassung öffentliche Straßen befahren kann. Das Fahrzeug wird immer dann als „First Responder“ alarmiert, wenn es sich um einen besonders herausfordernden oder einen Großeinsatz handelt, bei dem verschiedene Löschmittel (Wasser, Schaum, Pulver) und eine hohe Löschleistung benötigt werden. Gleiches gilt für die fünf PANTHER, die von den Feuerwehren in den südkoreanischen Stadtprovinzen Busan und Ulan betrieben werden.
Abseits des Flughafens
Darüber hinaus rücken aber auch PANTHER, die auf Flughäfen stationiert sind, zu Einsätzen außerhalb ihres Alarmgebietet aus. Überall dort, wo die Fahrzeuge wie in Frankreich, in der Schweiz, in Japan oder in Australien homologiert und mit einer eigenen Straßenzulassung ausgestattet sind, unterstützen sie, wenn es der Flugverkehr zulässt, andere Feuerwehren bei Großereignissen. So sind die PANTHER auf australischen Flughäfen eingebunden in das landesweite Waldbrandbekämpfungssystem und können über das National Resource Sharing Centre im Notfall angefordert werden. Aber auch von benachbarten Feuerwehren, wie 2019 bei einem Großbrand in einem Entsorgungsbetrieb nahe des Flughafens Linz der Fall, können sie zu Hilfe gerufen werden. An der Brandbekämpfung waren nicht weniger als 19 Feuerwehren mit 35 Fahrzeugen und rund 250 Feuerwehrleuten beteiligt, darunter auch eine Crew der Flughafenfeuerwehr mit einem ihrer PANTHER.
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