Sicher um die Kurve.
Bevor ein neuer PANTHER die Produktionsfreigabe erhält, muss sich der Prototyp auf der Teststrecke beweisen.
Wer mit einem PANTHER 8x8 in vollem Einsatztempo in eine Kurve fährt, spürt den Lastwechsel in der Magengegend. Einen normalen LKW würde es bei diesem Gewicht (bis zu 52 t) und der Geschwindigkeit (ca. 90 km/h) glatt umhauen, den PANTHER dürfen derartige Belastungen nicht „aus der Spur bringen“. Gemäß den Vorgaben der Internationalen Zivilluftfahrtorganisation ICAO ist seine Seitenstabilität auch entsprechend nachzuweisen. Das Fahrzeug wird zu diesem Zweck auf eine Kippbühne gestellt und die Räder müssen je nach Kippwinkel ein definiertes Restaufstandsgewicht auf den Boden bringen. Rosenbauer verlässt sich allerdings nicht nur auf diesen statischen Rollover-Test. Kurvenstabilität und Fahrsicherheit werden zusätzlich in dynamischen Tests im Rahmen der Fahrzeugentwicklung überprüft und nachgewiesen. Nicht nur auf der Straße, sondern auch auf Teststrecken mit allen „Schikanen“.
50 Stunden Dauerbelastung
Jeder Prototyp eines neuen PANTHER absolviert eine Extrem-Rallye, bevor er die Serienfreigabe erhält. Rosenbauer nutzt dafür eine abgesperrte, rund neun Kilometer lange Teststrecke unweit der Konzernzentrale. Die ersten Kilometer sind asphaltiert und perfekt geeignet, um Beschleunigungsfahrten, Vollbremsungen und andere definierte Manöver wie Kreisfahrten oder schnelle Spurwechsel durchführen zu können. Dann geht es in einen Rundkurs mit Schlechtwegen und Schlaglöchern, Steigungshügeln und Watbecken sowie über eine Naturverwindungsstrecke und Rüttelpiste. Ideal um die Allradfähigkeiten des PANTHER, die Anfahrt in steilem Gelände, die Spurtreue auf morastigem Untergrund, aber auch die Steifigkeit des Aufbaus und seine Dichtigkeit überprüfen zu können.
Rund 20 Minuten dauert eine Runde, zwei werden am Stück gefahren, dann wird der Prototyp einer Sichtprüfung unterzogen und werden die Messdaten wie Beschleunigung, Lenkradwinkel, Bremsdrücke, Raddrehzahlen etc., die das fahrende Testlabor während der Extremrallye aufzeichnet, über den CAN-Bus ausgelesen und protokolliert. Auch die subjektiven Eindrücke der Testfahrer, Stichwort: Popometer, fließen in die Beurteilung des Fahrverhaltens mit ein und tragen zusammen mit den Sensordaten zur Abstimmung des Fahrzeuges bei. Mindestens hundert solcher Testzyklen werden absolviert, dann sind rund 50 Stunden Dauerbelastung erreicht und damit praktisch ein kompletter Produktlebenszyklus simuliert.
Assistent greift ein
Ausführliche Tests standen auch im Rahmen der Entwicklung des elektronischen Fahrstabilitätssystems für den PANTHER auf dem Programm. Dieses erkennt Bewegungen um die Fahrzeughoch- (Schleudern) und -längsachse (Rollen, Kippen) und greift bei einer fahrdynamischen Grenzwertüberschreitung automatisch ein. Abhängig vom Lenkwinkel und der Fahrzeuggeschwindigkeit wird dabei zuerst das Motordrehmoment reduziert und wenn das nicht reicht, radweise ein aktiver Bremseingriff ausgeführt. Mit welcher Stärke und Sensibilität das System eingreifen soll, um ungeübte Fahrer sinnvoll zu unterstützen und geübte nicht zu bevormunden, wurde auf speziellen Teststrecken ermittelt: Die Hochgeschwindigkeits- und Hochreibwerttests wurden im deutschen Jeversen gefahren, die Tests auf Schnee und Eis (niedriger Reibwert) fanden im finnischen Rovaniemi statt.
Tests in akkreditierten Laboren
Eine Reihe von Funktions- und Sicherheitsüberprüfungen werden in externen, akkreditierten Prüflaboren durchgeführt. Das gilt zum Beispiel für die Struktursteifigkeit der Kabine, die in Crashtests nach ECE (UN) R29 nachgewiesen wird, die elektromagnetische Verträglichkeit und Störsicherheit, die Stärke der Fahrzeugbeleuchtung oder die der Geräuschemissionen.
Komplett durchgetestet und mit Prüfprotokollen ausgestattet ist auch die Löschtechnik, die im PANTHER verbaut wird. Der Nachweis ihrer Leistungsfähigkeit erfolgt einerseits auf den Pumpen- und Fahrzeugprüfständen in den hauseigenen Prüfzentren sowie im Rahmen von Testfahrten auf abgesperrten Strecken mit belegbarer Dokumentation. Auf Kundenwunsch werden die Leistungsdaten zusätzlich bei Abnahmen und so genannten Factory Acceptance Tests bestätigt.
Der PANTHER ist ein vollintegriertes System aus präzise aufeinander abgestimmten Fahrwerks-, Aufbau- und Löschtechnikkomponenten, die einzeln und am Gesamtfahrzeug höchsten Belastungen sowie definierten Prüfszenarien ausgesetzt werden, bevor ein Prototyp auf den Markt gebracht wird.
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